Am 22. Oktober 2015 wurde vor dem Eingang unserer Jugendbildungsstätte ein Stolperstein für Herrn Bloch verlegt.
Familie Bloch hatte in Litauen eine Textilfabrik und kam in den 1920er Jahren nach Berlin, um hier Geschäfte zu machen. 1923 erbauten die Blochs das Haus in der Kaubstraße 9-10, wo sie bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten 1933 lebten.
Frau Bloch floh 1936 mit ihren beiden Söhnen nach Palästina. Herr Bloch, der noch in Berlin blieb, um sich um die Geschäfte seiner Firma zu kümmern, floh zu Beginn des 2. Weltkriegs nach Litauen, wo er 1943 von den NS-Besatzern ermordet wurde. Alexander Bloch, der 1927 in der Kaubstraße zur Welt kam und heute in Israel lebt, besuchte unsere Jugendbildungsstätte bereits dreimal. Folgenden Text schickte er uns für die Verlegung des Stolpersteins, an der er leider nicht persönlich teilnehmen konnte.
"Es ist eine sehr große emotionale Erfahrung für mich, ein paar Worte zu vermitteln zu diesem Anlass.
Dieses Haus, vor dem der Stolperstein gelegt wird, ist das Haus, wo ich 1927 geboren wurde und in dem ich eine sehr glückliche Kindheit erlebte.
Mit der an die Macht kommenden NS-Regierung und ihren brutalen antisemitischen Dekreten hat mein Vater die Fähigkeit verloren, dieses große Anwesen zu halten. Mein Vater hatte dieses Haus im Jahr 1923 gebaut in der Hoffnung, dass seine Familie in Frieden und Harmonie mit allen leben kann. So groß war sein Engagement fur die Stadt, dass er sich weigerte, sie zu verlassen, selbst als die Verfolgung an dem Punkt war, wo meine Mutter mit mir und meinem Bruder nach Palästina floh.
Er war am Vorabend des Weltkrieges nach Litauen geflüchtet, wo er ermordet wurde zusammen mit Tausenden von Juden durch die NS-Besatzer und ihre örtlichen Helfer.
Ich bete dafür, dass dieser und andere Stolpersteine helfen werden, alle Menschen zu erinnern, was passiert, wenn Hass der anderen und der Extremismus von Ideologie nicht begrenzt wird. Das Ergebnis war der schreckliche Völkermord, der hier passierte.
Vielen Dank dass Sie die Platzierung möglich machten und für Ihre Anwesenheit hier."