Aktion: RaumÖffnen!
Dass wir Menschen alle unterschiedliche Bedürfnisse und Eigenschaften haben, Wörter anders betonen, verschiedene Sprachen sprechen und uns über viele, ganz unterschiedliche Dinge freuen, ist wohl wenig streitbar. Dass wir aber auch Erfahrungen, Wünsche und Gedanken mit vielen Menschen teilen, ebenfalls.
Wenn wir also von gesellschaftlicher Vielfalt sprechen, dann können all diese genannten Aspekte dazuzählen, aber eben noch ganz schön viele mehr, die an anderen Ebenen ansetzen. Und diese Ebenen haben beispielsweise etwas mit gesellschaftlichen Positionierungen – selbstgewählten oder aufgezwungenen – zu tun oder mit Ausschluss- und Teilhabemechanismen. Und nun stellen sich die Fragen: wie können wir lernen, mit dieser Vielfalt an gesellschaftlichen Positionen umzugehen, ohne in ausgrenzende Verhaltensweisen zurückzufallen? Wie können wir unterschiedliche Bedürfnisse zusammenbringen oder beispielsweise respektvoll streiten und diskutieren, ohne diskriminierende Verhältnisse aufrechtzuhalten?
Die in dieser Broschüre zusammengetragenen Methoden sind Grundlage unserer Workshops „Gemeinsam verstehen – Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt“ und sollen Wege aufzeigen, sich der Antwort des Umgangs, des Zusammenbringens und des Diskutierens zu nähern. Die verschiedenen Übungen sensibilisieren die Teilnehmenden für gesellschaftliche Positionierungen, Ungleichheiten und Gruppenzugehörigkeiten. Hierbei ist der Austausch über persönliche und berufliche Erfahrungen ein wichtiger Teil der Workshops. Die Methoden sind so ausgewählt, dass die Teilnehmenden ihr Wissen durch gemeinsame Erlebnisse, kollegiale Gespräche und Reflexionen erweitern können. Dabei geht es immer auch darum, die eigene Position innerhalb der Gesellschaft zu verstehen und zu reflektieren, welche Macht oder welche Unterdrückungsform(en) mit ihr in Verbindung stehen. Zentral hierbei ist, die Wirkungsweise von (weißen) Privilegien und Rassismus zu verstehen.
Die Teilnehmenden lernen, wie Ausschlüsse produziert werden und wie dies mit ihrem eigenen Leben in Verbindung steht. Zudem werden Möglichkeiten aufgezeigt, solidarischer miteinander umzugehen. Dies geschieht in einer vertrauensvollen und wertschätzenden Atmosphäre, die u.a. durch die Gruppenübungen zum Ankommen und Kennenlernen unterstützt wird.
Diese Broschüre mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Gemeinsam verstehen – Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt“ greift das Selbstverständnis des Programms „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier“ (früher: „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“) auf. Denn: das vom Bund seit 1999 geförderte Städtebauförderungsprogramm will sogenannte benachteiligte Stadtteile (Quartiere) unterstützen und den Bewohner*innen vor Ort eine Stimme geben. Ziel ist es dabei, dass die Menschen in den Quartieren die Chance bekommen sollen, ihre Umgebung aktiv selbst mitzugestalten.
Dafür gibt es ein „integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept“ für mehr Partizipation und „Quartiersräte und Aktionsfonds-Jurys“ als Orte des Austauschs. Aber auch die finanzielle Unterstützung ist durch „ein Budget mit mehreren Quartiersfonds“ gesichert, das Angebote fördert und Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen soll. In diesem Kontext wird durch die Zusammenarbeit mit dem Workshop-Angebot „Aktion:RaumÖffnen!“ direkt vor Ort und mit dieser Broschüre im Speziellen ein Kreis geschlossen.
Allgemein sollen die Workshop-Angebote die „Akteur*innen in den verschiedensten Berliner Quartieren in dem Prozess begleiten, eine Diversitätskompetenz zu entwickeln und dabei unterstützen, neue Netzwerke zu knüpfen“. Mit dem Fokus auf Gesellschaftliche Vielfalt schafft die Broschüre und die hierin enthaltenen Methoden einen praktischen Zugang zur Zielsetzung des Programms „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier“ und des Aufgabenfeldes des Projekts „Aktion:RaumÖffnen!“.
Eine partizipative und kollektive Gestaltung des Quartiers durch den gemeinsamen Austausch, beispielsweise in den Quartiersräten und Aktionsfonds-Jurys, bedarf einer Professionalität und Sensibilität im Sinne des Zusammenarbeiten-Könnens und -Wollens. Sich in sozialen Räumen zu bewegen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen setzt also zum einen die Fähigkeit zum Lesen und Einordnen von Bedürfnissen voraus, zum anderen die Fähigkeit zum fruchtbaren Streiten und Diskutieren - und diesem geht der Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse, in denen alle Beteiligten eingebettet sind, voraus. Durch die hier zusammengetragenen Methoden können die Ehrenamtlichen und Multiplikator*innen in den Quartieren gemeinsam mit den Menschen vor Ort den Austausch und das Diskutieren lernen und erfahren - mit dem ultimativen Ziel, dass die Bewohner*innen und alle anderen Akteur*innen miteinander den eigenen Lebensraum zu ihrem machen.
Die nachfolgenden Methoden stellen nur einen kleinen Ausschnitt der Vielzahl an Methoden zum Thema „Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt“ dar. Alle hier ausgewählten Methoden wurden in eigenen Fortbildungen und Seminaren kennengelernt und erprobt. Die Erfahrung hat uns somit bestärkt, dass die Zusammenstellung der Methoden in diesem He_ die beschriebenen Ziele ernst nimmt und zu fokussieren weiß. Da das Projekt eine zeitliche Befristung bis Februar 2021 hat, können die hier beschriebenen Methoden und Workshops nicht mehr über das Projekt angeboten werden.
Aktion RaumOeffnen! - Stärkung der Diversitätskompetenz - Stoppt Rassismus
Herausgeber*in: Alte Feuerwache e.V. - Jugendbildungsstätte Kaubstraße