Politische Bildung in der Kaubstraße
ist eine Reise zu vielen unterschiedlichen Orten unseres Zusammenlebens. Während wir an einigen Orten das Gefühl haben, zu Hause zu sein, fühlen sich andere Orte neu an. Die Orte, zu denen wir in unseren Seminaren, Workshops und Projekten einladen, sind wie auf unseren anderen kleinen und großen Reisen geprägt von den Menschen, die dort leben, von den Strukturen und Regeln, die es dort gibt, von den Offenheiten und Ausschlüssen, die dort existieren und von unserem eigenen Denken und Handeln
Oftmals glauben wir aus eigenen Erfahrungen, Erzählungen von anderen Menschen oder Berichten aus den Medien, diese Orte gut zu kennen und handeln dementsprechend. Doch reichen diese Wege, um uns eine Meinung zu diesen Orten bilden zu können, die die Perspektiven und Positionen möglichst vieler berücksichtigt? Nehmen wir die Strukturen, die ein- und ausschliessenden Faktoren und die daraus resultierenden Realitäten für die Menschen an diesen Orten wahr? Und lassen wir es zu, dass dieses Wissen unsere Meinungen und Bilder nachhaltig beeinflusst?
Wir verstehen politische Bildung als große Chance, Räume zu schaffen, in denen wir die Möglichkeit haben, Orte aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen, um die Welt um uns herum möglichst vielfältig begreifen zu können, scheinbare Zwangsläufigkeiten und Machtstrukturen kritisch in Frage zu stellen und uns für Prozesse einzusetzen, die Ungerechtigkeiten ansprechen und abbauen. Reisen sind oft aufregend, wir lernen Menschen kennen, haben Spaß, kommen mit Neuem in Kontakt und sie bleiben uns oft im Gedächtnis. Ebenso können sie auch anstrengend sein – wer schon mal in den Bergen war, weiss, dass der Weg auf den Gipfel eines Berges kaum ohne Schweiss und Anstrengung zu schaffen ist - er braucht unsere Aufmerksamkeit und wir müssen uns immer wieder orientieren. Ähnlich ist es, wenn wir bei den Reisen in der Kaubstraße auf gesellschaftliche oder unsere eigenen Berge stoßen: Das Infragestellen der eigenen Bilder, die Wahrnehmung, selbst Teil ausgrenzender Prozesse zu sein und die Erkenntnis, für Veränderungen eigene Privilegien aufgeben zu müssen, kann ein sehr herausfordernder Berg sein, der zu besteigen ist. Für andere ist das selbstbewusste Eintreten für sich und der Kampf gegen ausgrenzende Handlungen und/oder Strukturen gegen sich ein Berg, der bei der Besteigung sehr viel Kraft kosten - , aber auch geben kann. Auf Reisen entstehen Situationen, in denen sich alle Reisenden neu kennenlernen - und neue Dinge voneinander erfahren. Die Touren in der Kaubstraße werden deshalb von Menschen begleitet, die diese Berge kennen und die Gruppe mit Wissen, Offenheit und Wertschätzung unterstützen. Sie bieten Zeit und Raum zum Ausprobieren, Vertrauen, Spielen, Diskutieren und Spaß.
Die Komplexität unserer Welt macht uns oft zu schaffen –zusammen mit den ausgesprochenen und versteckten Ansprüchen an uns, den formellen und informellen Regeln, den lokalen und globalen Strukturen, den Privilegien und den Ausschlüssen ist sie für alle eine ständige Herausforderung mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Unsere Reiseangebote sind eine Unterstützung, damit die Perspektiven, die Entscheidungsmöglichkeiten und die Solidarität vielfältiger werden. Denn so anstrengend ein Weg auf einen Berggipfel auch sein mag, es lohnt sich immer, ihn zu gehen – die gewonnenen Perspektiven helfen uns dabei, mehr zu sehen, zu verstehen und zu handeln.