„Wird man uns je fragen, was wir möchten oder werden wir immer fragen müssen, was wir dürfen?“ - Fatima Hartmann

Die Geschichte und Gegenwart von Sinti*zze und Rom*nja ist ebenso von Marginalisierung und Homogenisierung gezeichnet, wie durch Kämpfe und Widerstand geprägt und von Vielfalt und Subjektivität geformt.

Der Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja, auch Gadjé -Rassismus genannt (Gadjé = nicht-Rom*nja/ nicht-Sinti*zze), baut auf diskriminierenden Bildern und Narrativen auf, die sich über Jahrhunderte hinweg fort- und festgeschrieben haben. Über die tatsächliche Geschichte wissen jedoch nur die Allerwenigsten Bescheid, obwohl die bekannten Erzählungen Gegenteiliges suggerieren. Mit dieser trügerischen Sicherheit werden rassistische Ressentiments und Stigmata zu Normen. Diese vermeintlichen Normen fungieren wiederum als unausgesprochene Legitimation für Diskriminierung und wirk(t)en sich so unmittelbar auf die Leben der Menschen aus – Menschen, die durch die Gadjé-Brille als dieser Gruppe zugehörig wahrgenommen werden – sei es bei der Wohnungs- oder Jobsuche, in der Schule oder auf der Straße beim Spaziergang.  

In den Gadjé-Rassismus Seminaren in der Jugendbildungsstätte Kaubstraße wird, ausgehend von der fremdbestimmten Geschichtenerzählung, das historische und gegenwärtige Bild neu und selbstbestimmt gemalt. Gesellschaftlich-tradierte Ideen sollen ersetzt werden durch Informationen und Portraits, die aus der Community und ihren Erfahrungen selbst zusammengefügt werden und wurden. So sollen die Teilnehmenden sensibilisiert werden: über eigene Vorurteile, die ihre Wahrnehmung bestimmen und gesellschaftliche Diskriminierung, die ebenso allgegenwärtig wie gewaltvoll ist. Mithilfe von Wissenselementen und Selbstreflektion-anregenden Methoden wird die Basis für den zweiten Teil des Seminars geschaffen. In diesem werden die Teilnehmenden ermutigt, das erlangte Wissen zu vervielfachen und in den Kosmos jenseits der Seminare zu tragen. Die (kreative) Form des Multiplizierens ist ihnen dabei selbst überlassen. Sie können beispielsweise künstlerisch vorgehen und Sticker oder Plakate gestalten, ganz praktisch-lehrreich Informationsblätter anfertigen und verteilen oder ganz andere, individuelle Ideen umsetzen.